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grafiert, der Farbe gegenüber offen zei- Dieser Eindruck wurde noch verstärkt,
gen, da sich einem dadurch ganz neue als ich keine 30 Sekunden später um
Welten eröffnen und mache Bilder ihre die Ecke bog und dort diesen Gentleman
volle Wirkung nur in Farbe entfalten. sah, wie er seine Geschäfte am Telefon
abwickelte.
Beispiel: Brooklyn
Beispielhaft dafür sind zwei Bilder, die
ich in New York aufgenommen habe. Ich
war unterwegs in einem Hafenviertel in
Brooklyn (eine ein kleinwenig zwielich-
tige Gegend) als mir ein Mann in einem
kitschigen Anzug, gefolgt von zwei wei-
teren Personen, entgegenkam. Seine
Attitüde, seine Klamotten, sein Stil und
seine zwei Begleiter, die gut als Body-
guards durchgehen konnten, alles er-
innerte mich an eine Szene aus einem
Mafia-Film.
Dies sind nicht unbedingt meine besten
Fotos, aber ich liebe die Geschichte(n),
die sie erzählen bzw. die man in sie hin-
eininterpretieren kann.
Die Stimmung, die sie ausstrahlen ent-
falten sie meiner Meinung nach aller-
dings nur komplett, wenn man sie in
Farbe betrachtet.
Warum? Das knallige Gelb der Krawat-
te, noch verstärkt durch den Kaffeebe-
cher und seine gebräunte Haut, lässt
erst das kitschig-zwielichtige Bild eines
Italo-amerikanischen Mafiosos, wie man
ihn z.B. aus „Die Sopranos“ kennt, ent-
stehen. Im zweiten Bild bietet die rote
Backsteinwand zum einen einen
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