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NGO LAINA EPATITIS
2O.l 2.L97 O (erotischer lilienthal-traum) rumgelaufen bin (mein arzt war auf skiurlaub und der
eine bunt zusammengewilrfelte menge zieht über wie- alte ehemalige militärarzt zu dem ich gegangen war,
sen und felder. wir reden in alle windrichtungen, meinte doch tatsächlich es handle sich nur um eine
weiße fahnen im haar und rote mohnblumen in den kleine gallenstörung / einer von den typen, die sich
gedanken. irgendjemand sagt "es ist krieg", aber kei. immer gedankenvoll die alte fechtnarbe entlangstrei-
ne metallene sirene singt in den morgen. ich spüre die chen. später erfuhr ich dann so hintenrum, daß der
wiese unter meinen füßen wie ein trampolin und habe was gegen langhaarige und gammler hat, na ja . . .)
angst vor dem kreiswehrersatzamt, das eigentlich die anderen patienten sind so buntgemischt, daß ich
kreiswenrolfsamt heißt und zwischen elektrisch ge- für die nächsten vier bis sechs wochen auf einiges ge-
ladenen äunen und muhenden kühen in einer ver- faßt bin: ein musikprofessor aus bramfeld, der's auch
schimmelnden bruchbude einquartiert ist. der dienst- noch an der prostata hat, ein sarkastischer seemann,
hrende offizier trägt einen napoleonhut und mustert dem jetzt nach einem halben jahr auf see der landur-
mich kritisch. ich versuche einige ausreden vozubrin- laub verpatzt ist und ein algerier, der sich mir grin-
gen: "meine drahtseilbahn ist nie und nimmer kariert send als lumumba vorstellte und ein as im pokern ist
gewesen! " aber er winkt ab: "sie können gehen!" ich (corriger de la fortune, amigo! comprinez-vous?) dann
bin vor lauter freude so außer mir, daß ich im rhyth- noch der obligatorische fixende oberschüler, der allen
mus eines rattenfängerliedes über die wiesen hüpfe. ernstes behauptete er hätte seit zweijahren keine zei-
nach einiger zeit merke ich, daß ich fliege, erst nur tung gelesen und ein arbeiter der beim essen gerne
wenige handbreit über dem boden, dann als ich die von hinrichtungen quatscht (unheilbarer minderwer-
arme ausbreite schwebe ich wie otto von lilienthal tigkeitskomplex im endstadium) das kann ja heiter
die hängenden weingärten ins thal hinunter. es wird
werden. . .
immer angenehmer. eine fröhliche beschwingte stim-
mung steigt mir zu kopf und plötzlich blüht eine zum jahres,rrechsel gab's stark verdünnten tee und alte
schöne lilie zwischen meinen beinen. als ich später witze: was sagt eine sächsin nach dem geschlechts-
Iande werde ich von einer magd neben der scheune ge- akt? "nu guggema dah, jetzt bischde miehde und
molken, während ich noch frei in der luft schwebe. . . ichsch bün gläbrigl"
das blaue wetter öffnet alle zwei minuten seine schau-
fenster die destillation des mondfalters ist ein weg zur 2.t.7t
versiegelten tür leopard heißt der blitz am abend vor mußte in der prüfung eine quadratwurzel lösen wach-
karneval ein blutgerinnsel im wunden mond grüß mir te kurz auf und versuchte doch tatsächlich das pro-
den falter aus den spielen des leoparden wenn du vom blem im halbschlaf zu lösen griff nach papier kritzel-
blauen wetter träumst alle sieben minuten öffnet der te schlief wieder ein . . . ich wsllte das problem ky-
tod seine rosen. bernetisch anpacken: dabei stellten die lochstreifen-
(18.r2.70) muster die von gedächtnislücken vermotteten mull-
unter opium binden meiner eigenen mumie dar . . . die lösung ent-
glitt mir wieder im fahlen licht der dämmerung
wolfgang d. hatte mir enählt, daß der freund seiner
schwester, harald, ne gute oconnection hätte und wir nachmittags 5 uhr
verabredeten uns. standen ne geschlagene halbe stun- traum: liege elektrisiert im bett als ein neuer patient
de in einem treppenhaus am von-Melle-Park herum. eingeliefert wird, der wie ein liliputseeräuber aus-
"der typ kommt wohl überhaupt nicht zurück, was?" sieht, grade ausm ei gekrochen. er trägt eine gelbe
sagte ich zu h. "na klar, der holt das zeug erst aus ma- augenbinde und kündigt die invasion der gelblinge an.
rokko!" "da gibts doch gar kein O!" "O gibtsüberdl ich steige aus dem traum aus wache im traum auf und
wo auch die OAS ist . . ." drehe mich im traumbett um . . . wache endlich ganz
auf. . .
30.t2.70
gerüchte über einen mord in den weihnachtsmann- 3.1.7I
masken / ein schatten kriecht übers feld (kristallwatte ein leerer weißer raum / schmerzhafte sirenenmelodie
im mondlicht) begege auf einsamer landstraße einem sägt mir durch die knochen / versuche auf allen vieren
mädchen. in dem moment wo ich ihr gesicht erkenne, wegzukriechen / um eine überdimensionale steckdose
weckt mich die schwester mit den worten: "guten zu erreichen / die deutlich die gesichtwüge eines weiß-
morgen, würden sie bitte das thermometer nehmen!" haarigen alten trägt. . . erwache schweißgebadet. . .
31.12.70 (morgens) 5.I.7I
zusammenhangloses zeug von maschinen die an tep- einer von uns (der oberschüler) bekommt den kran-
pichklopfstangen angeschlossen sind. trällere im kenhauskoller und schmeißt sein essen auf den boden.
nach mehr als vier wochen ist das eine ganz gewöhnli-
traum einen song von bob dylan und wache auf . . .
kein fieber nur den faden geschmack von valium im che reaktion.
mund
liege hier mit fünf leidensgenossen im tropenkranken- 6.1.71
haus nachdem ich fast vier wochen lang mit einem gilb labyrinthisch ineinander verschlungene zimmer aller
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