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beamte, der in betrunkenem Zustand eine Pistole auf. Ein grauhaariger lre stand da. Er strahlte eine
trug, seinen Waffenschein fiir ein garlzes Jatu entzo- gelassene Autorität aus, sein Gesicht wirkte unheim-
gen bekam; und er sorgte dafiir, daß die Anweisung lich und entrückt, als wiirde ich nach einem Schlag
befolgt wurde. Es erübrigt sich zü sagen, daß er sich auf den Hinterkopf gerade das Bewußtsein wiedei
damit Feinde machte. Eines Abends erhielt er ei- erlangen. Manchmal können sie sich an nichts mehr
nen Telefonanruf und verließ das Apartment, das erinnern. ,,Gehen Sie da rüber an den Brunnen, Bill.
er nach wie vor gemeinsam mit Rodriguez bewohn- Ich kürnmere mich um diese Angelegenheit." Ich
te . . . er hatte nie geheiratet, verstehen Sie, und er konnte förmlich spüren, wie er mir mit seinem be-
zog es vor, ein einfaches Leben zu fiihren . . . da trübten Kopfschütteln nachsah. Ich hörte, wie er in
drüben am Brunnen wurde er von einem Auto über- ausgezeichnetem Spanisch zwei Kaffees bestellte . . .
fatren . . . ein Unfall? . .. werweß .. .monatelang versiegter Brunnen leerer Platz Silberpapier im Wind
lag er im Koma, zwischen Leben und Tod . . . Geräuschfetzen von Großstadtverkehr aus weiter
schließlich erholte er sich wieder . . . vielleicht wdre Ferne . . . alles grau und verschwommen . . . mein
es besser gewesen, wenn er gestorben wäre." Der Hirn funktioniert nicht richtig . wer bist du da
Polizist tippte an seine Stirn. ,,Sein Hirn war gesch,ä- drüben mit deiner Geschichte von Harry und Bill?
digt . . . er lebt jetzt von einer kleinen Rente . . . er . . . Ein Klick, als raste hinter meinen Augen etwas
denkt immer noch, er sei Pol2eimajor, und manch- ein, und der Platz hatte wieder scliarfe Konturen.
mal ist er auch wieder garz der alte Alfaro. Ich Ich war wieder klar im Kopf. Gelassen und selbst-
erinnere mich an einen amerikanischen Touristen, sicher ging ich auf das'Cafö zu.
er hatte mehrere Fotoapparate umhängen, sie wirk-
ten an ihm wie große tittln. Er beschwerte sich und
wedelte mit seinem Paß. Das war sein Fehler. Ich
sah mir den Paß an, und was ich da sah, gefiel mir
gar nicht. Also nahm ich ihn mit in die comisarid,
und dort stellte sich heraus: der Paß war gefälscht,
und der amerikanische Tourist war ein Däne, der
steckbrieflich gesucht wurde, weil er in dreiund-
zwanzig Ländern, einschließlich Me4iko, ungedeckte
Schecks ausgestellt hatte. Ein Tranwestit aus East
St. Louis entpuppte sich als Atomwissenschaftler,
den das FBI suchte, weil er geheime Unterlagen an
die Chinesen verkaut hatte. Ja, ich verdanke Alfaro
so manche wichtige Verhaftung. Es kommt immer
wieder vor, daß ich einem Touristen noch einmal die
Geschichte von Rodriguez und Alfaro elzÄt:JLen
muß." Er nahm seinen Zahnstocher aus seinem Mund
und sah ihn geistesabwesend an. ,,Ich meine, Rodri-
guez hat seinen Alfaro, und für jeden Alfaro gibt
es immer wieder einen Rodriguez. Nur können sie
sich eben manchmal an nichts mehr erinnern." Er
tippte an seine Stirn. ,,Sie bezablen den Kaffee,
ja?"
Ich legte eine Banknote auf den Tisch. Rodriguez
nahm sie mit einer blitzschnellen Bewegung an
sich. ,,Das ist Falschgeld, Senor. Sie sind verhaftet."
,,Aber das Geld habe ich vor zwei Stunden beim
American Express bekommen!",,lfientiras! Halten
Sie uns Mexikaner für derart blöde? Bestimmt haben
Sie einen ganzen Koffer voll von dies6m Zeug n
Ihrem Hotelzimmer."
Alfaro stand neben dem Tisch. Er lächelte. Zergte
eine Polizeimarke vor. ,,Ich bin vom FBI, Senor . . .
mexikanische Bundespolizei. Erlauben Sie." Er
nahm die Banknote, hielt sie gegen das Licht und
gab sie mir lächelnd zurück. Er sagte etwas zu Ro-
driguez, der dann hinausging und sich neben den
Brunnen stellte. Mir fiel zum erstenmal auf, daß er
keine Pistole trug. Alfaro sah ihm nach und schüt-
telte betrübt den Kopf. ,flaben Ste Zeit fiir einen William Burroughs, Jahrgang 1914, lebt in New York.
Kaffee, Senor? Ich werde Ihnen eine Geschichte ,,Schon als kleiner Junge wollte ich Schriftsteller werden,
denn Schriftsteller waren reich und berühmt. Sie lungerten
erzählen." in Singapur herum und in Rangoon, in einem vornehmen
,,Jetzt reicht mirs aber!" Ich nahm einen Ausweis Pyjama aus gelber Pong6-Seide, und rauchten Opium. Sie
aus meiner Brieftasche und sagte in barschem Ton- schnupften Kokain in Mayfair, durchstreiften verbotene
fall: ,,Ich bin District Supervisor Lee von der ameri- Sümpfe mit einern treu ergebenen Eingeborenenjungen, und
sie wohnten im Einheimischenviertel von Tanger, rauchten
kanischen Rauschgiftbehörde, und ich verhafte Sie Haschisch, währenddessen sie eine zahme Gazelle streichel-
und füren Komplizep Rodriguez wegen aktiver Be- ten..."
teiligung am Verkauf von Drogen . . . Kaffein unter Doppelgönger (They do not always remembei) c 1973by
anderem . . ." William Burroughs. Used by permission. Aus EXTERMI-
NATOR!, Viking Press, New York 1973.
Eine Hand legte sich auf meine Schulter. lch schaute
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