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Bernd Schäfers: Da ich eine eher negative Sicht wicklung habe ich nicht.
auf die Welt und die Menschen habe, spiegelt
sich meine Persönlichkeit sehr stark in meinen SOS: Wie empfindest Du die Entwicklung des
Bildern wieder, sei es durch die Motive, Launen Genres in den letzten Jahren?
oder Kontraste: Ich fotografiere wie ich mich
fühle. Bernd Schäfers: Der Trubel und Hype um das
Genre Streetfotografie lässt mich eher Abstand
SOS: Welches Bild ist Dir besonders in Erin- nehmen. Bei der Flut an Bildern im Netz sind
nerung geblieben? auch oft gute Bilder dabei, wo ich mir dann
manchmal überlege, ob ich da meine Bilder
Bernd Schäfers: Bilder aus meiner fotografi- überhaupt noch ins Netz stellen soll.
schen Begleitung mit Drogenabhängigen. Ins-
besondere Alice, die ich mehrere Jahre kannte SOS: Wie wichtig ist das Richtige für Dich?
und mit der ich auch zusammengelebt habe.
Wir trennten uns nach meiner letzten Entgif- Bernd Schäfers: Es gibt weder richtig noch
tung, blieben aber in sporadischem Kontakt. falsch! Alles hat seine Berechtigung.
Alice war zig Jahre opiatabhängig. Sie liebte die
Fotografie und träumte davon, als cleane Foto- SOS: Bernd, am Ende bitte noch Deinen Tipp
grafin arbeiten zu können. Sie schaffte es nicht. für unsere Leser.
Sie starb nicht etwa an einer Überdosis, son-
dern an Verbrennungen in einer Kirche: Beim Bernd Schäfers: Horche in Dich hinein und
Fotografieren fing ihre Kleidung an einer Ker- fotografiere, was Dich persönlich anspricht.
ze Feuer. Einige Tage später starb sie auf der
Schwerstbrandverletztenstation im Klinikum SOS: Bernd, ich bedanke mich dafür, dass Du
Merheim. Dir für das Interview die Zeit genommen hast
und Du so offen über Deine Vergangenheit
SOS: Welche Ziele strebst Du weiterhin an? gesprochen hast. Ich wünsche Dir für 2018
alles Gute! (RG)
Bernd Schäfers: Ich versuche, nur für heute zu
leben. Ein Ziel in meiner fotografischen Ent-
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