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Die Streetfotografie-Szene steckt zurzeit verantworten muss. Ich würde mir dieses
tatsächlich in einem Dilemma – von einer Urteil sehnlichst wünschen.
Krise möchte ich aber nicht sprechen. Es ist In meinem bevorzugten Gebiet, der eher
eine Debatte ohne deutliches Für und dokumentarischen Streetfotografie, führe
Wider, ein Balance-Akt zwischen ich zunächst Gespräche mit den
Kunstfreiheit und Persönlichkeitsrechten. Protagonisten, aus denen sich Ideen für
Immer mehr rückt bei dieser Diskussion Fotos entwickeln. Das Einverständnis für
der seit Ende Januar 2015 geänderte Publikationen erfolgt mündlich und wird in
Gesetzestext aus § 201a Strafgesetzbuch aller Regel per Handschlag besiegelt. Bei
in den Fokus. Demjenigen droht eine Geld- Schnappschüssen versuche ich
oder Freiheitsstrafe, der eine Bildaufnahme überwiegend danach, ein Einverständnis
unbefugt herstellt oder überträgt, die die für Veröffentlichungen zu bekommen, was
Hilflosigkeit einer anderen Person zur mir meistens auch gewährt wird.
Schau stellt. Die künstlerische Fotografie Sollte aber die Streetfotografie höchst-
oder die Berichterstattung über Vorgänge richterlich zugunsten eines generellen
des Zeitgeschehens sind vom neuen Schutzes des Persönlichkeitsrechts in der
Gesetzestext ausgenommen. Zurzeit Öffentlichkeit verboten werden – was für
schwebt ein Verfahren zwischen der unser zeitgenössisches Gedächtnis enorm
renommierten Fotoagentur Ostkreuz und wichtig wäre –, so bliebe im 21.
einer Passantin, die auf verletzte Jahrhundert nur der angelsächsische
Persönlichkeitsrechte klagt. Es bleibt Kulturkreis legal von Fotografen doku-
abzuwarten, ob es Ostkreuz gelingt, mit mentiert.
einem endgültigen Rechtsurteil final zu
erreichen, dass sich ein künstlerischer
Straßenfotograf nicht vor Gericht