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5 Fragen an
Eric Mankacen
I ch traf Eric das erste Mal auf einem Markt im Viertel Lastarria (Santiago, Chile) als ich seine
Bilder entdeckte. Da mich sowohl seine Arbeit als auch seine freundliche Art sehr beeindruckt
haben, entschloss ich mich, ein Interview mit ihm zu führen.
In den folgenden Zeilen erfahrt Ihr seine ganz persönliche Geschichte, u.a. was es mit sei-
nem Namen auf sich hat.
SoS: Hallo Eric, kannst Du uns zunächst et-
was über Deinen fotografischen Werdegang
erzählen?
Eric: Ja, gerne. Mit vierzehn machte ich meine
erste Erfahrung mit einer analogen Kamera. Al-
lerdings habe ich bis heute nie das Resultat mei-
ner ersten Bilder gesehen. Manchmal frage ich
mich, was aus diesen Bildern wohl geworden ist.
Jahre später begann dann eine lange Suche nach
mir selbst. Ich bewunderte die alte Schule der
Film-Kunst, die ich mir mehrmals wöchentlich
ansah. Das faszinierte mich so sehr, dass ich
mich entschloss mit der Fotografie zu beginnen.
Nachdem ich dann über 20 Jahre – während ich
noch als Mathematikprofessor tätig war – als
Hobbyfotograf Erfahrungen gesammelt hatte, deutet, die Gefühle der Betrachter einzusperren.
erkannte ich, dass meine Zukunft in der Foto- Ich versuche mit meiner Arbeit Empfindungen
grafie liegen könnte. So entschied ich mich, ihr in den Betrachtern auszulösen– das ist für mich
ein ganzes Jahr zu widmen, um meinen eigenen gute Fotografie.
Stil zu entwickeln. Man sagt, dass Gelegenhei-
ten da sind, um sie zu ergreifen und das tat ich SoS: Du sagtest, dass Du Dich vor drei Jah-
dann auch. Ich riskierte alles in diesem Jahr und ren komplett der Fotografie verschrieben
ich fand heraus, dass es genau das ist, was ich hast. Wie hat sich Dein Leben und Deine
wirklich in meinem Leben machen wollte: Foto- Fotografie seitdem verändert?
graf sein.
Denkst Du, dass mehr Zeit für die Fotografie
Jetzt, drei Jahre nachdem ich dieses Lebens -ver- Deine Kreativität erhöht hat? Oder denkst
ändernde Projekt startete, konnte ich zwei Aus- Du, dass der Druck, für Deinen Lebensun-
stellungen realisieren und habe seitdem mehrere terhalt fotografieren zu müssen, auch eine
Interviews mit unterschiedlichen Medien geführt, große Belastung sein kann?
die sich komplett um mich und meine Werke als
professioneller Fotografen drehten. Eric: Ein Wendepunkt kam für mich am Ende des
Ich denke, dass die Inspiration während der Ar- ersten Jahres, nach meiner ersten Ausstellung.
beit kommt, wenn du aufstehst, während alle Diese änderte alles für mich. Zusätzlich wurde
anderen noch schlafen. Oder wenn du an einem ich im Rahmen einer Sendung interviewt, die
regnerischen Tag nicht aufgibst, bis du dieses sich komplett chilenischen Fotografen widmete.
eine Foto gemacht hast – das ist es, was mich Ab diesem Zeitpunkt nahm ich meine Fotografie
ermutigt, weiter zu machen. dann noch ernster. Nach draußen zu gehen und
Diese Suche nach dem Licht ist es, was mir die etwas zu finden, das meine Aufmerksamkeit er-
Stärke gibt, mit jedem Mal zunehmend etwas regte, dauerte nun zwar länger als zuvor, da sich
Persönlicheres zu entwickeln. auch meine Einstellung zu dem Erreichen eines
Auch wenn ich einige alte Fotografen als Refe- Fotos änderte. Aber ich bin der Meinung, eine
renz nehme, finde ich jedoch meinen eigenen Kamera ist kein Maschinengewehr, mit dem du
Stil. hunderte von Bildern machst und dann im Nach-
Ich denke jedem Bild einen Namen zu geben be- hinein das Beste auswählst.
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