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Interview
Siegfried Hansen
chon seit geraumer Zeit war es unserer Wunsch, mit dem international bekannt-
en Streetfotografen Siegfried Hansen aus Hamburg ein Interview zu führen. Kurze Be-
gegnungen hatte Soul of Street schon in den vergangenen Jahren, einmal in Rom
zur VIA-Ausstellung, und dieses Jahr in Hamburg bei unserem Besuch in der Hanses-
Stadt verpassten wir uns knapp auf dem Fischmarkt. Was also lange währt, soll end-
lich gut werden, haben wir uns gedacht und Siegfried Hansen für ein Interview angeschrieben.
SoS: Nunmehr sind es 15 Jahre, die Du im
öffentlichen Raum fotografierst. Welche In-
itialzündung hat Deine fotografische Lauf-
bahn ins Rollen gebracht?
Siegfried Hansen: 2002 habe ich eine Ausstel-
lung von Andre Kertesz gesehen, die mich sehr
beeindruckt hat. Seitdem bin ich ein Streetfo-
tograf, der seine Motive im alltäglichen Leben
sucht und findet.
SoS: Wie würdest Du Deine Art zu fotogra-
fieren beschreiben?
Siegfried Hansen: Ich würde mich als Streetfo-
tograf beschreiben, der ein Hang zur Abstraktion
und Grafik hat.
einzigartigen Moment.
SoS: Zeit und Muße sind die Basis für die-
se besondere Lebenskunst der Fotografie, SoS: Vorhandene Empathie ist in der Street-
aber um dieser auch gerecht zu werden, ge- fotografie ein wichtiger Ansatz, um Emoti-
hört eine beständige Eigenmotivation dazu. onen, Motive, einmalige Augenblicke und
Welcher Motor hält Deine Leidenschaft auf- besondere Persönlichkeitsmerkmale einer
recht? anderen Person zu erkennen und zu ver-
stehen. Wenn Du Dich auf der Straße zum
Siegfried Hansen: Die Neugier und die Suche Fotografieren bewegst und konzentriert
nach dem nächsten Motiv. Deine Umgebung wahrnimmst, wie gehst
Du dabei vor? Hast Du einen besonderen
SoS: „Der erwartete Zufall“ und der „Der Fokus, der Dich auf deinem Weg begleitet?
ausgelöste Moment“ sind prägende Titel,
die wahrlich eine textliche Ergänzung zu Siegfried Hansen: Nein, überhaupt nicht. Ich
Deinen Fotografien darstellen. Besonders gehe los und sammle meine Motive. Ich bin
interessant finden wir: „Werde vom Moti- durch diese bestimmte Technik permanent dabei
vjäger zum Motivsammler“. Inhaltlich ist zu fotografieren, d.h. kein Dauerfeuer, sondern
damit sicherlich eine persönliche Weiter- ich habe mir ein Konzept erarbeitet. Ich sammle
entwicklung gemeint. Welche Philosophie solange bis mich das Motiv nicht mehr interes-
verbirgt sich dahinter? siert oder ich am Ende ein tolles Bild habe.
Siegfried Hansen: Eigentlich gar keine Philoso- SoS: Gibt es ein Bild in Deinen Arbeiten,
phie oder Weiterentwicklung, sondern eher mei- dem Du eine einzigartigen Bedeutung zu-
ne Arbeitsweise, so komme ich zu meinen 90% teilwerden lässt? Wenn ja, welcher?
meiner“ Topshots “. In meinen Workshops zeige
ich explizit bei einigen sehr bekannten Bildern Siegfried Hansen: Von außen betrachtet schei-
von mir, wie ich dahin gekommen bin. Durchs nen einige Bilder von mir eine gewisse Bedeu-
Sammeln und nicht durchs Jagen nach dem tung zu haben für meinen Weg, aber da fast alle
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